Historie des Sennhofs

1938Sommer

Erste Pläne

In der örtlichen Presse wird erstmals über die Pläne der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) Ortsgruppe Singen berichtet, ein Walderholungsheim für Kinder und Jugendliche zu bauen. Begründet werden die Absichten mit der gestiegenen Zahl an Erholungsbedürftigen aus den angeschlossenen „Ostgebieten“ ebenso wie durch die gestiegene Zahl erholungsbedürftiger Kinder aus Singen. Am 20...Weiterlesen

10. Oktober 1938

Baugesuch

Die NSV Ortsgruppe (vertreten durch Hermann Fischer) reicht ein Baugesuch für eine „Kinder-Walderholungsstätte“ im Gewann „Beim Katzentalerhölzle“ ein. Das Grundstück wurde von Landwirt Engelbert Reize und Bahnwärter Eusebius Bantel erworben.

Ende 1938

Baubeginn

Nach Erteilung der Baugenehmigung beginnt der Bau nach Plänen der Singener Architekten Hummel und Marquardt. Neben einem Haupthaus (Schlafsaal, Aufenthaltsraum, Küche, Speisekammer, Keller, Aufsichts-Wohnung) entstehen eine überdachte Veranda, ein Sanitärgebäude (mit Grube) und ein Planschbecken. Die Wasserversorgung wird über einen Brunnen sichergestellt. Besonders auffällig ist die Rücksichtnahme auf die Luftschutztauglichkeit..Weiterlesen

28. März 1939

Baufortschritt

Über den Baufortschritt wird berichtet: „Die[…] genehmigten Bauarbeiten sind bis auf den Einbau von Luftschutztüren fertig gestellt.“

27. Juli 1939

Eröffnung

Der heutige Sennhof wird unter der Bezeichnung „N.S.V. -Waldheim  >Hohentwiel<“ eröffnet.

1939-1945

Erste Nutzung

Während des Krieges finden über die Sommermonate hinweg regelmäßig Mädchen- und Bubenfreizeiten statt. Die Auswahl der Teilnehmer wird nach gesundheitlichen und auch rassischen Merkmalen von Ärzten getroffen.

1945

Besatzungszeit

Mit Kriegsende und der Besetzung durch die Franzosen werden im Sennhof vorübergehend ein geflohener Steinmetz und eine Familie einquartiert.

Um 1947

Caritas

Die Caritas kann als konfessioneller Verein den Sennhof mieten (bis 1949).

1949

Im Zuge der juristischen Verteilung von ehemaligem Parteieigentum wird auch der Sennhof wieder vergeben.

Sommer 1949

Walderholung

In den Sommerferien finden je zwei Buben- und zwei Mädchenfreizeiten statt. Die „Walderholung“ kann aufgrund unzureichender Schlafmöglichkeiten immer nur unter tags stattfinden. Abends werden die Kinder von ihren Müttern abgeholt.

Oktober 1949

Verkauf an Stadt Singen

Das städtische Wohlfahrtsamt bekundet Interesse an einem Kauf.

Sommer 1950

Nutzung durch das Wohlfahrtsamt

Erneute Freizeiten des städtischen Wohlfahrtsamtes. Bürgermeister Muser gibt zu bedenken den Sennhof auch als Ort einer Müttererholung zu verwenden.

1952

„Sennhof“

Das Walderholungsheim wird erstmals als „Sennhof“ bezeichnet. Der Stadt Singen wird endgültig der Sennhof zugesprochen. Im Zuge dessen wird nun nach einem „Verwalter-Ehepaar“ gesucht. Vermutlich aufgrund der zu kleinen Wohnung bewerben sich fast ausschließlich ledige Frauen und Männer. Es werden zur Betreuung über die Sommermonate mehrere Frauen angestellt. Allen voran..Weiterlesen

1956

Neuausstattung

Die Stadt beschafft zahlreiche Kinderbücher für den Sennhof.

1961

Neuausstattung

Inventar aus dem alten Rathaus (u.a. Stühle) ersetzt altes Inventar von 1938.

Anfang der 60er Jahre

Wirtschaftswunder und Ganzjahresbetrieb

Mit dem Wirtschaftswunder nimmt auch die Zahl unterernährter und geschwächter Kinder zunehmend ab, für welche das städtische Wohlfahrtsamt die Walderholung angeboten hatte. Es gibt nur noch vereinzelt Freizeiten des Jugendamtes. Der Sennhof kann, nachdem bereits Mitte der 50er Jahre ein Ofen eingebaut wurde, ganzjährig genutzt werden. Er dient Jugendgruppen der..Weiterlesen

1970er Jahre

Erweiterungsfläche ?

Nutzung für Schüleraustausch, Partnerschaftsbesuche; die Universität München nutzt den Sennhof regelmäßig als Unterkunft für Kartierungsübungen im Hegau. Nach einem Partnerschaftsbesuch aus La Ciotat werden massive Vandalismus-Spuren festgestellt. Die Stadt investiert kaum, da sie davon ausgeht der Sennhof muss der Erweiterung des Waldfriedhofs weichen.

1981

Kanalarbeiten

Anschluss des Sennhofs an das städtische Kanalisationsnetz. Die Vertreter der städtischen Jugendarbeit fordern ein neues Gästehaus für Jugendliche oder die Sanierung und Erweiterung des Sennhofs. OB Möhrle lehnt größere Investitionen ab, da er von einem Abriss des Sennhofs aufgrund der Friedhofserweiterung ausgeht.

1980er Jahre

zunehmender Verfall

Die bislang recht streng überwachte Vergabe des Sennhofs fast ausschließlich an Jugendeinrichtungen und örtliche Vereine wird immer nachlässiger behandelt. Private Feiern werden zugelassen. Durch mangelnde Investitionen und Vandalismus verfällt der Sennhof zusehends.

1991

Neuer Besitzer

Der Sennhof geht in das Eigentum der städtischen Wohnbaugesellschaft GVV über. Geringe Investitionen zur Instandhaltung werden getätigt.

1998

Umbaupläne

Der Umbau des Sennhofs wird beschlossen. Der Haupttrakt soll erhalten bleiben, das Sanitärgebäude soll einem Bettentrakt mit dazwischenliegenden Sanitäreinrichtungen weichen. Das Planschbecken soll zugeschüttet werden.

1999/2000

Sanierung

Die GVV saniert und erweitert den Sennhof. In der Presse wird von Kosten in Höhe von 500.000 Euro gesprochen.

2000er

weiterer Verfall

Im sanierten Sennhof finden wieder vermehrt Freizeiten und Seminare statt. Die Sanierung der Küche bleibt allerdings aus, was dazu führt, dass fast nur Kurzaufenthalte angefragt werden. Durch die Vergabe für Privatfeiern und Partys kommt es erneut zu Vandalismus.

2013-2016

GVV-Misere

Mit der sich abzeichnenden  GVV-Misere bleiben Investitionen in Gebäude und Gelände komplett aus. Die Belegung ist bald gar nicht mehr möglich.

2016

Zurück zur Stadt

Die Stadt Singen konnte den Sennhof aus der Insolvenzmasse der GVV zurück kaufen. Die Stadtverwaltung rät dem Gemeinderat zur Verpachtung an den Förderverein der Feuerwehr Singen Abt. Stadt. Dieser hatte sich zuvor bereit erklärt die Betreuung und Sanierung zu übernehmen.

1. Januar 2017

Neuer Pächter

Der Förderverein der freiwilligen Feuerwehr Singen Abtlg. Stadt pachtet den Sennhof.

13. Mai 2017

Auf zum alten Glanz

Nachdem bereits einige organisatorische Vorarbeiten erbracht worden waren und auch schon Materialien beschafft worden waren, fand der erste Arbeitseinsatz im Sennhof statt.

 

Aufbereitung der Geschichte: Simon Götz

Quellen Stadtarchiv Singen:

  • Bauakten 632/617 Roseneggstr. 31.
  • Spezialia IV 3/291
  • Spezialia 471/8